Weihnachten

Markt und Stra­ßen stehn ver­las­sen,
Still er­leuch­tet je­des Haus,
Sin­nend geh’ ich durch die Gas­sen,
Al­les sieht so fest­lich aus.

An den Fens­tern ha­ben Frauen
Bun­tes Spiel­zeug fromm ge­schmückt,
Tau­send Kind­lein stehn und schauen,
Sind so wun­der­still be­glückt.

Und ich wandre aus den Mau­ern
Bis hin­aus in’s freie Feld,
Heh­res Glän­zen, heil’ges Schau­ern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlin­gen,
Aus des Schneees Ein­sam­keit
Steigt’s wie wun­der­ba­res Sin­gen –
O du gna­den­rei­che Zeit!

Jo­seph Frei­herr von Ei­chen­dorff

Mondlicht

»Wie liegt im Mon­den­lichte
Be­gra­ben nun die Welt;
Wie se­lig ist der Friede,
Der sie um­fan­gen hält!

Die Winde müs­sen schwei­gen,
So sanft ist die­ser Schein;
Sie säu­seln nur und we­ben
Und schla­fen end­lich ein.

Und was in Ta­ges­glu­ten
Zur Blüte nicht er­wacht,
Es öff­net seine Kel­che
Und duf­tet in die Nacht.

Wie bin ich sol­chen Frie­dens
Seit lange nicht ge­wohnt!
Sei du in mei­nem Le­ben
Der lie­be­volle Mond!«

Theo­dor Storm

Heute Morgen über dem Feld

»Wie ge­fan­gen liegt die Sonne
Hier in mei­nem klei­nen Gar­ten,
Wo zu im­mer neuer Wonne
Tau­send Wun­der auf mich war­ten.

Fühle von der Welt da drau­ßen
Nichts mehr hin­ter sei­ner Türe,
Laß die Stürme all’ ver­brau­sen;
Kei­ner, der ans Herz mir rühre.

Nur den Mond noch und die Sterne
Laß ich in den Gar­ten se­hen,
Und so darf ich in die Ferne
Lau­ter goldne Wege ge­hen.«

Der Stille Gar­ten, Karl Ernst Knodt

Es muss nicht immer Kaviar sein

»Ich stelle mir gerne vor, dass ein­mal eine Zeit kom­men wird, in wel­cher alle Men­schen auf die­ser Erde so har­mo­nisch zu­sam­men le­ben wer­den wie Bas­ti­ans Freunde und die Gäste mei­nes klei­nen Lo­kals. Warum sol­len bei zwei Mil­li­ar­den nicht mög­lich sein, was bei ein paar hun­dert so groß­ar­tig funk­tio­niert?
›Ver­nünf­tig‹ nen­nen die Ar­bei­ter mei­nen Freund Bas­tian. Ich glaube, mit der Ver­nunft kön­nen wir alle es schaf­fen! Je­der von uns hat vom lie­ben Gott die Fä­hig­keit mit­be­kom­men, zu den­ken. Las­set uns ein­mal ein Weil­chen we­ni­ger glau­ben und mehr den­ken! Wun­der­bar wer­den die Fol­gen sein. Es wird dann nicht ein­mal mehr Kriege ge­ben. Denn es sind doch nur Men­schen , die den Krieg ma­chen, also müs­sen Men­schen ihn doch auch ver­hin­dern kön­nen.
Und so hebe ich denn mein Glas auf die mensch­li­che Ver­nunft. Möge sie uns hin­aus­ge­lei­ten aus dem Schat­ten­tal der Furcht und hin­ein in ein Pa­ra­dies voll Frie­den und Fröh­lich­keit.« Jo­han­nes Ma­rio Sim­mel