Die Hummelkönigin

Diese wun­der­schöne Hum­mel ent­deck­ten wir im Spät­som­mer auf ei­ner bun­ten Wiese, wel­che an ei­nem klei­nen See lag. Vie­les war hier schon grau. Zwi­schen den ver­trock­ne­ten Stän­gel wuch­sen aber noch ei­nige Rin­gel­blu­men, Wilde Mal­ven und an­dere schöne Pflan­zen.

Hier lag nun diese kö­nig­li­che Hoch­heit und ruhte auf die­ser präch­ti­gen Blüte. Der ganze Som­mer lag be­reits hin­ter ihr. Sie wirkte er­schöpft. Trotz­dem ge­noss sie die letz­ten, war­men Son­nen­strah­len. Viel­leicht sucht sie sich noch ein Ver­steck. Jung­kö­ni­gin­nen kön­nen die kalte Jah­res­zeit über­win­tern. Sie schla­fen sechs Mo­nate. Wei­tere sechs re­gie­ren sie ih­ren Staat. Hum­mel­kö­ni­gin­nen wer­den nicht viele äl­ter als zwölf Mo­nate.

Auf dem Was­ser lag et­was Ne­bel. Und zwi­schen den grauen Stän­geln leuch­te­ten die far­ben­fro­hen Blü­ten. Ich dachte an den Som­mer. So eine ab­wechs­lungs­rei­che Land­schaft muss ein Pa­ra­dies für  jede Hum­mel­kö­ni­gin sein.

Ich lasse sie. Doch für die­ses Bild nehme ich mir Zeit.

In un­se­rem Gar­ten blühte es in die­sem Jahr über­all. Wild­blu­men, Kräu­ter und an­dere Pflänz­chen lu­den nicht nur die Sechs­bei­ner zum Krab­beln, Flie­gen oder Ent­span­nen ein. Hier und da konnte ich ei­nige von ih­nen ent­de­cken und be­stim­men. Aber auch seine Nach­barn, Freunde und Feinde. Ein wun­der­schö­nes Schau­spiel der Na­tur. Danke.

Und im nächs­ten Jahr lade ich die Hum­mel­kö­ni­gin zu mir ein, auf meine bunte Blu­men­wiese.

Die Ton­töpfe, die die­sen Som­mer als Nist­hil­fen für Hum­meln die­nen soll­ten, wur­den lie­ber von Schne­cken und Wür­mern be­wohnt. Nun sind diese Töpfe klamm. Die Stelle war an­schei­nend zu feucht und die Erde zu hart. Nächs­tes Jahr su­che ich ei­nen bes­se­res Plätz­chen, z. B. eine tro­ckene Mauer oder ei­nen Sand­hau­fen mit Mäu­se­lö­chern. Viel­leicht be­su­chen mich dann noch mehr Tier­chen.

Danke für die Geburtstagswünsche

Zu Dei­nem Ge­burts­tag wün­sche ich Dir viel Glück, schöne Über­ra­schun­gen, in­ter­es­sante Be­geg­nun­gen, son­nige Zei­ten, neue Ziele, fri­schen Wind, beste Chan­cen, un­ge­ahnte Mög­lich­kei­ten, ein glück­li­ches Händ­chen, gute Laune, geis­tige Hö­hen­flüge, ma­gi­sche Kräfte, kost­bare Au­gen­bli­cke, große Er­folge, gren­zen­lose Be­geis­te­rung, kleine Fluch­ten, leise Töne, in­nere Ruhe, güns­tige Ge­le­gen­hei­ten, woh­lige Wärme, wert­volle Ein­sich­ten, of­fene Tü­ren, freie Ge­dan­ken und ganz viel Liebe!

Teddys letzte Weisheit

Er ist von uns ge­gan­gen. Ich kann ihn nicht mehr se­hen. Ich kann ihn nicht mehr rie­chen. Ich kann ihn nicht mehr strei­cheln. Er ist ein­fach von uns ge­gan­gen. Was bleibt ist die Er­in­ne­rung an die täg­li­che Be­grü­ßung, an den täg­li­chen Spa­zier­gang und an die vie­len ge­mein­sa­men Er­leb­nisse. Die letz­ten drei Jahre hat mich Teddy durch mein Le­ben be­glei­tet. Er war auch mein Hund. Er be­schützte mich, gab mir ein Stück Si­cher­heit. In sei­nem Blick steckte viel Weis­heit und seine lie­be­volle, ru­hige und ent­spannte Art lehrte mich, Vie­les leich­ter zu neh­men. Ich konnte Teddy im­mer um­ar­men, wenn ich es brauchte. Das fehlt mir.

Doch Teddy ließ uns nicht al­lein. Mit sei­nen 13 Jah­ren sorgte er noch für Nach­wuchs. Be­wusst oder un­be­wusst sprang er an ei­nem Abend im Früh­jahr über den Zaun und traf sich, zu­nächst ganz heim­lich, mit Lilly, ei­ner Hün­din aus dem Dorf. An­fang Mai be­ka­men wir dann die über­ra­schende Nach­richt, dass Lilly 10 Wel­pen zur Welt ge­bracht hatte. Wir schau­ten uns die Be­sche­rung an und ei­ner der klei­nen Ra­cker fiel uns so­fort auf. Er schaute uns mit sei­nem neu­gie­ri­gen Blick an und ir­gend­wie war uns al­len klar, der ge­hört zu uns. Mitt­ler­weile hört er auf den Na­men Taro und ent­deckt seine Um­ge­bung, be­son­ders den Gar­ten und den nahe ge­le­ge­nen Wald. Mit sei­ner ju­gend­li­chen und über­mu­ti­gen Art macht er uns alle ver­rückt. Als Taro sein Bein­chen he­ben und auf dem Hof wie ein Gro­ßer bel­len konnte, wurde Teddy ganz plötz­lich krank. Viel­leicht hatte er ja ge­nau dar­auf ge­war­tet? Uns blieb keine Zeit lange nach­zu­den­ken. Ted­dys Zu­stand war zu schlecht. Es fiel uns sehr schwer, aber wir muss­ten so­fort eine Ent­schei­dung tref­fen. In un­se­ren Ar­men schnaufte er ein letz­tes Mal, dann ging er. Wir lie­ßen los und schick­ten ihn auf seine letzte Reise. Teddy hatte bei uns ein schö­nes Le­ben und wir wer­den die Er­in­ne­run­gen an ihn für im­mer im Her­zen tra­gen. Sei­nem Soh­ne­mann ver­erbte er die un­end­li­che Ge­las­sen­heit und so ist Teddy im­mer noch bei uns.

Der Tod ist schwer, manch­mal nicht zu be­grei­fen, doch er ge­hört dazu. Wir trau­ern, hal­ten die Wärme und Liebe in uns. Das Le­ben geht wei­ter. Danke für die­ses Wun­der.

Mein Wunschbrunnen unter den Linden

Schau, dort im Gar­ten un­ter den Lin­den steht ein al­ter Brun­nen. Im Herbst, als schon alle Blät­ter von den Bäu­men ab­fie­len, be­deck­ten sie den Brun­nen fast voll­stän­dig. Ich fegte das Laub zu­sam­men und so wurde die­ser wie­der frei da­von. Plötz­lich hörte ich ein Ge­räusch. Es knirschte. Ein al­ter Stein rollte run­ter. Ich hob ihn auf. Doch ir­gend­wie wollte die­ser nicht wie­der an sei­nen al­ten Platz zu­rück. Die klei­nen Kris­talle auf sei­ner Ober­flä­che glänz­ten in der Herbst­sonne. Viel­leicht wollte mir die­ser et­was mit­tei­len, dachte ich mir. Ich öff­nete die Holz­klappe des Brun­nens. Der Ei­mer quietschte. Die Tiefe der Öff­nung reichte bis zum Grund­was­ser. Denk Dir ei­nen Wunsch aus und schick ihn in den Brun­nen, sprach es in mir. Wollte mir die­ser Stein ge­nau das mit­tei­len? Ist das ein Wunsch­brun­nen, der hier im Gar­ten steht oder kann man hier von der Quelle der ewi­gen Ju­gend trin­ken? Ich schaute wei­ter in die Tiefe und dachte über meine Wün­sche nach.

Ich emp­fand Dank­bar­keit, denn meine Wün­sche er­fül­len sich: die Sonne strahlt in mei­nen Gar­ten, die Liebe schaut mich glück­lich an und ich bin von Ruhe um­ge­ben. Al­lein der Glaube daran lässt meine Wün­sche Wirk­lich­keit wer­den. So­gar die Jahr­tau­sende al­ten Brun­nen­bräu­che las­sen uns an die Er­fül­lung der Wün­sche glau­ben. Ich schaute nach oben und ent­deckte die bei­den Lin­den. Bei den Sla­wen gal­ten Lin­den als hei­lige Bäume und die Tanz­linde war frü­her der Mit­tel­punkt dörf­li­cher Tanz­feste und Bräu­che. Viel­leicht tra­fen sich hier un­ter mei­nen Lin­den auch mal Men­schen, denn schließ­lich war diese Ge­gend vor ca. 700 Jah­ren von Sla­wen be­wohnt. Ge­nial, ein Wunsch­brun­nen und Tanz­lin­den hier di­rekt in un­se­rem Gar­ten! Und dann fiel mir ein Wunsch ein: Tan­zen in der Sonne!