Baumweisheit
»Die größten Menschen sind jene,
die anderen Hoffnung geben können.«
Jean Jaurés
»Die größten Menschen sind jene,
die anderen Hoffnung geben können.«
Jean Jaurés
»Wenn du nicht allein sein kannst, wird die Liebe nicht lange an deiner Seite verweilen. Denn auch die Liebe braucht Ruhezeiten, damit sie durch den Himmel reisen und sich auf andere Weise offenbaren kann. Keine Pflanze und kein Tier überlebt, wenn sie nie allein gelassen werden. Auch das Feld muss hin und wieder allein gelassen werden, damit es fruchtbar bleibt. Kein Kind wird etwas über das Leben lernen, keine Arbeit sich entwickeln und verändern können, wenn ihnen Alleinsein verwehrt wird.
Alleinsein bedeutet nicht die Abwesenheit von Liebe, sondern deren Ergänzung. Alleinsein heißt nicht, dass man ohne Begleitung ist, sondern es meint den Augenblick, in dem unsere Seele zu uns sprechen und uns helfen kann, Entscheidungen für unser Leben zu treffen. Daher sind diejenigen gesegnet, die gut mit sich selbst allein sein können und die sich nicht voller Angst in Arbeit vergraben oder mit Zerstreuung abzulenken versuchen. Denn wer niemals allein ist, kennt sich selbst nicht. Und wer sich selbst nicht kennt, fürchtet die Leere. Doch diese Leere gibt es nicht. Eine ungeheuer große Welt verbirgt sich in unserer Seele und wartet darauf, entdeckt zu werden. Siest da mit ihrer ganzen unverbrauchten Kraft, doch sie ist so neu und so mächtig, dass wir uns nicht eingestehen wollen, dass es sie gibt. (…)
Und diejenigen, die sich vor dem Alleinsein nicht fürchten, erwartet ein neues Lebensgefühl. In der Abgeschiedenheit werden sie der Liebe gewahr werden, die manchmal unbemerkt kommt. In der Abgeschiedenheit werden sie die Liebe, die gegangen ist, begreifen und achten. In der Abgeschiedenheit werden sie lernen, dass Neinsagen nicht immer ein Mangel an Großzügigkeit und dass Jasagen nicht immer eine Tugend ist. (…)
Und jene, die das Alleinsein bedrückt, sollten sich in Erinnerung rufen, dass wir in den entscheidenden Augenblicken des Lebens immer allein sind. Wie das Kind, wenn es aus dem Leib der Mutter kommt. Egal, wie viele Menschen bei seiner Geburt zugegen sind, letztlich entscheidet es allein, ob es leben will. Wie der Künstler, der allein sein und den Stimmen der Engel lauschen muss, damit seine Arbeit wirklich gut wird. Wie wir, wenn wir dereinst im wichtigsten und meistgefürchteten Augenblick unseres Lebens allein sein werden — im Angesicht des von uns ungeliebten Todes. So wie die Liebe zu Gott gehört, gehört das Alleinsein zum Menschen. Und beide bestehen für jene einträchtig nebeneinander, die das Wunder des Lebens begreifen.«
Paulo Coelho — Die Schriften von Accra
Wenn dein Alltag überquillt,
hektisch, laut und voller Worte,
wenn dein Maß randvoll gefüllt,
dann geh leise durch die Pforte,
die der Traum dir offen hält,
kehre zu dir selbst zurück,
voller Wunder ist die Welt
voller Farben, voll Musik.
Stelle deine Ideale
wieder mitten in die Zeit,
leg dein Herz mit in die Schale
und ein Quäntchen Tapferkeit.
Aus dem Reichtum deiner Stille,
bringe uns ein Lächeln mit,
Glaube, Hoffnung, Wunsch und Wille,
helfend, heilend, Schritt für Schritt.
Emmy Grund
Er ist von uns gegangen. Ich kann ihn nicht mehr sehen. Ich kann ihn nicht mehr riechen. Ich kann ihn nicht mehr streicheln. Er ist einfach von uns gegangen. Was bleibt ist die Erinnerung an die tägliche Begrüßung, an den täglichen Spaziergang und an die vielen gemeinsamen Erlebnisse. Die letzten drei Jahre hat mich Teddy durch mein Leben begleitet. Er war auch mein Hund. Er beschützte mich, gab mir ein Stück Sicherheit. In seinem Blick steckte viel Weisheit und seine liebevolle, ruhige und entspannte Art lehrte mich, Vieles leichter zu nehmen. Ich konnte Teddy immer umarmen, wenn ich es brauchte. Das fehlt mir.
Doch Teddy ließ uns nicht allein. Mit seinen 13 Jahren sorgte er noch für Nachwuchs. Bewusst oder unbewusst sprang er an einem Abend im Frühjahr über den Zaun und traf sich, zunächst ganz heimlich, mit Lilly, einer Hündin aus dem Dorf. Anfang Mai bekamen wir dann die überraschende Nachricht, dass Lilly 10 Welpen zur Welt gebracht hatte. Wir schauten uns die Bescherung an und einer der kleinen Racker fiel uns sofort auf. Er schaute uns mit seinem neugierigen Blick an und irgendwie war uns allen klar, der gehört zu uns. Mittlerweile hört er auf den Namen Taro und entdeckt seine Umgebung, besonders den Garten und den nahe gelegenen Wald. Mit seiner jugendlichen und übermutigen Art macht er uns alle verrückt. Als Taro sein Beinchen heben und auf dem Hof wie ein Großer bellen konnte, wurde Teddy ganz plötzlich krank. Vielleicht hatte er ja genau darauf gewartet? Uns blieb keine Zeit lange nachzudenken. Teddys Zustand war zu schlecht. Es fiel uns sehr schwer, aber wir mussten sofort eine Entscheidung treffen. In unseren Armen schnaufte er ein letztes Mal, dann ging er. Wir ließen los und schickten ihn auf seine letzte Reise. Teddy hatte bei uns ein schönes Leben und wir werden die Erinnerungen an ihn für immer im Herzen tragen. Seinem Sohnemann vererbte er die unendliche Gelassenheit und so ist Teddy immer noch bei uns.
Der Tod ist schwer, manchmal nicht zu begreifen, doch er gehört dazu. Wir trauern, halten die Wärme und Liebe in uns. Das Leben geht weiter. Danke für dieses Wunder.
»Jetzt will ich noch verraten, woran man einen wirklichen Gärtner erkennt. »Sie müssen mich besuchen«, sagt er, »ich muß Ihnen meinen Garten zeigen.« Kommt man also hin, um ihm Freude zu machen, so findet man sein Hinterteil irgendwo zwischen den Perennen emporragen. »Ich komme gleich«, sagt er über die Schulter hinweg, »ich setze nur das hier um.« »Lassen Sie sich nicht stören«, erwidert man ihm freundlich. Nach einiger Zeit ist das Zeug wahrscheinlich schon umgesetzt; kurzum, er erhebt sich, macht einem die Hand schmutzig und sagt, vor Gastfreundschaft strahlend: »Also kommen Sie, schauen Sie sich ihn an; es ist zwar nur ein kleiner Garten, aber – einen Augenblick«, sagt er und bückt sich zu einem Beet nieder, um einige Gräser auszujäten. »Also kommen Sie. Ich zeige Ihnen eine Dianthus Musalae, da werden Sie Augen machen. Herrgott, hier habe ich vergessen aufzulockern«, sagt er und beginnt in der Erde herumzustochern. Nach einer Viertelstunde richtet er sich wieder auf und meint: »Richtig, ich wollte Ihnen ja die Glockenblume, Campanula Wilsonae zeigen. Das ist die schönste Glockenblume, die – warten Sie, ich muß den Rittersporn da anbinden.« Sobald er ihn angebunden hat, erinnert er sich: »Ach ja, Sie wollten den Reiherschnabel sehen. Einen Augenblick«, brummt er, »ich will nur diese Aster hier umsetzen; sie hat zu wenig Platz.« Worauf man auf den Fußspitzen davonschleicht und das Hinterteil des Gärtners zwischen den Perennen emporragen läßt
Und sobald er einem wieder begegnet, sagt er: »Sie müssen mich besuchen kommen; bei mir blüht eine Rose, so etwas haben Sie noch nicht gesehen. Also Sie kommen? Aber bestimmt.«
Nun gut: besuchen wir ihn, um zu sehen, wie das Jahr vergeht.«
Karel Capek, Das Jahr des Gärtners