Die Nacht des Vollmondes

Der Mond schaute durch die kah­len Äste in den Wald hin­ein. Er dehnte sich zu sei­ner vol­len Größe aus. Sein Licht be­glei­tete in die­ser Nacht den ein­sa­men Wan­de­rer. Die Schat­ten der Dun­kel­heit zo­gen sich in die tiefs­ten Win­kel der Bäume zu­rück, denn sie wuss­ten, dass sie heute ver­bor­gen blei­ben wür­den. Der Weg durch die Nacht war frei.

Mondlicht

»Wie liegt im Mon­den­lichte
Be­gra­ben nun die Welt;
Wie se­lig ist der Friede,
Der sie um­fan­gen hält!

Die Winde müs­sen schwei­gen,
So sanft ist die­ser Schein;
Sie säu­seln nur und we­ben
Und schla­fen end­lich ein.

Und was in Ta­ges­glu­ten
Zur Blüte nicht er­wacht,
Es öff­net seine Kel­che
Und duf­tet in die Nacht.

Wie bin ich sol­chen Frie­dens
Seit lange nicht ge­wohnt!
Sei du in mei­nem Le­ben
Der lie­be­volle Mond!«

Theo­dor Storm

Heute Morgen über dem Feld

»Wie ge­fan­gen liegt die Sonne
Hier in mei­nem klei­nen Gar­ten,
Wo zu im­mer neuer Wonne
Tau­send Wun­der auf mich war­ten.

Fühle von der Welt da drau­ßen
Nichts mehr hin­ter sei­ner Türe,
Laß die Stürme all’ ver­brau­sen;
Kei­ner, der ans Herz mir rühre.

Nur den Mond noch und die Sterne
Laß ich in den Gar­ten se­hen,
Und so darf ich in die Ferne
Lau­ter goldne Wege ge­hen.«

Der Stille Gar­ten, Karl Ernst Knodt