Erinnerungen an den Sommer

In den letz­ten war­men Som­mer­ta­gen ver­wandlte sich un­ser Gar­ten zu ei­nem Pa­ra­dies für Schmet­ter­linge mit vie­len bun­ten Far­ben und be­tö­ren­den Blu­men­düf­ten. Ei­nige die­ser klei­nen zau­ber­haf­ten We­sen spiel­ten fröh­lich im Son­nen­schein, an­dere ruh­ten sich auf den bun­ten Blü­ten aus, um von ih­rem sü­ßen Nek­tar zu kos­ten. Ihre pracht­vol­len Flü­gel glänz­ten vol­ler wun­der­ba­rer For­men und Far­ben. Mein Herz er­füllte sich mit Freude.

Da um­kreiste mich ein wun­der­schö­ner Schmet­ter­ling. Wie eine kleine Elfe flat­terte er di­rekt vor mei­nen Au­gen. Mir war so, als ob ich in sei­nem Flü­gel­schlag ein Ge­flüs­ter hö­ren würde: »Mach dich frei und du wirst flie­gen.« Be­vor ich es be­grei­fen konnte, war er schon wie­der weg.

Mein ganz persönlicher Zaubertrank

Vor ei­ni­ger Zeit ent­flo­hen aus un­se­rer Kü­che süße Dämpfe und ver­teil­ten sich im gan­zen Haus. Es war Ern­te­zeit und darum wurde auch bei uns ein­ge­kocht, ent­saf­tet und halt­bar ge­macht. Auf dem Kü­chen­tisch la­gen To­ma­ten, Zuc­chi­nis, Gur­ken, Äp­fel, Bir­nen, Pflau­men, Him­bee­ren, viele Kräu­ter, Pilze und Nüsse. Leere Glä­ser und Fla­schen füll­ten sich mit Vor­rä­ten für den Win­ter. Vol­ler Un­ge­duld war­tete ich je­doch auf eine ganz be­son­dere Ernte und über­prüfte des­halb bei­nahe täg­lich, ob die Ho­lun­der­bee­ren schon reif zum Pfü­cken wa­ren. Ich freute mich ganz be­son­ders auf diese Zeit, denn das Ge­heim­nis des Ho­lun­der­bee­ren­saf­tes habe ich schon vor ei­nem Jahr für mich ent­deckt. Ne­ben sei­nes be­son­de­ren Ge­schmacks gibt er mir viel Kraft und zau­bert je­des Un­wohl­sein weg. Ich trinke ein­fach eine Tasse hei­ßen Saft vor dem Schla­fen und am nächs­ten Mor­gen geht es mir wie­der gut. Es ist mein ganz per­sön­li­cher Zau­ber­trank.

Und end­lich war es so­weit, ich machte mich ge­mein­sam mit Teddy und mei­nem Körb­chen auf den Weg zu un­se­ren ge­hei­men Ho­lun­der­stel­len. Die pral­len Bee­ren glänz­ten in der Sonne und lach­ten mich an. Wäh­rend ich die Bee­ren pflückte, suchte sich Teddy ein schat­ti­ges Plätz­chen un­ter den Ho­lun­der­bäu­men und be­gut­ach­tete meine Ar­beit.

Das Sam­meln und Aus­le­sen der Bee­ren brauchte seine Zeit, aber nach ei­ner Weile füllte sich mein Korb und wir mach­ten uns auf den Heim­weg. Oben am Him­mel kreis­ten wie­der die zwei gro­ßen Ad­ler, die mir fast täg­lich be­geg­ne­ten. Wo könnte nur ihr Horst sein? Zu­hause an­ge­kom­men, machte ich mich di­rekt an die Ar­beit: Ich wusch die Bee­ren kurz ab, füllte sie in ei­nen gro­ßen Topf und goss so viel Was­ser dar­über, dass sie ge­rade be­deckt wa­ren. Das Ganze brachte ich für ca. 20 Mi­nu­ten zum Ko­chen. Ich ließ den Saft 24 Stun­den ste­hen, da­mit die Bee­ren ihr gan­zes Aroma ab­ge­ben konn­ten. Um rei­nen Saft zu er­hal­ten, muss­ten wir am nächs­ten Tag die Bee­ren ab­sei­hen und ihn für den gu­ten Ge­schmack und die Halt­bar­keit noch ein­mal mit et­was Zi­trone und Zu­cker auf­ko­chen. Da­nach füll­ten wir den noch hei­ßen Ho­lun­der­saft in ab­ge­kochte, ste­rile und be­schrif­tete Fla­schen. Un­ser köst­li­cher Zau­ber­trank wird uns si­cher über den Win­ter brin­gen!

Doch schon am nächs­ten Tag be­ka­men wir ganz un­er­war­tet eine ganze Schüs­sel vol­ler ro­ter Wein­trau­ben ge­schenkt. Zu­erst über­leg­ten wir, was wir dar­aus ma­chen könn­ten, be­vor uns die Idee kam, auch dar­aus Saft zu ko­chen. Im­mer­hin wa­ren wir ja nun schon et­was in Übung. Im Prin­zip ha­ben wir das glei­che wie mit den Ho­lun­der­bee­ren ge­macht. Der ein­zige Un­ter­schied war, dass wir die Trau­ben or­dent­lich aus­press­ten. Das hat mir ganz be­son­de­ren Spaß ge­macht, weil ich da­bei an die Frauen den­ken musste, die mit ih­ren nack­ten Fü­ßen in gro­ßen Holz­bot­ti­chen die Trau­ben zu Saft zer­drück­ten.

Bei die­ser gan­zen Ent­saf­te­rei kam uns die Idee, auch aus Äp­feln Saft zu ma­chen, denn auf un­se­ren Land­we­gen ste­hen über­all Ap­fel­bäume, de­ren Früchte nicht mehr ein­ge­sam­melt wer­den. Wir fin­den es sehr schade, dass da­für in­zwi­schen nie­mand Ver­wen­dung hat. In den nächs­ten Wo­chen wol­len wir diese Äp­fel pflü­cken und zur Mos­te­rei brin­gen, da­mit wir auch noch gu­ten Ap­fel­saft zu Hause ha­ben.

Heute Morgen über dem Feld

»Wie ge­fan­gen liegt die Sonne
Hier in mei­nem klei­nen Gar­ten,
Wo zu im­mer neuer Wonne
Tau­send Wun­der auf mich war­ten.

Fühle von der Welt da drau­ßen
Nichts mehr hin­ter sei­ner Türe,
Laß die Stürme all’ ver­brau­sen;
Kei­ner, der ans Herz mir rühre.

Nur den Mond noch und die Sterne
Laß ich in den Gar­ten se­hen,
Und so darf ich in die Ferne
Lau­ter goldne Wege ge­hen.«

Der Stille Gar­ten, Karl Ernst Knodt

Überraschungen im Garten

Nach­dem wir ei­nige Wo­chen un­ter­wegs wa­ren, blieb der Gar­ten ir­gend­wie ver­einsamt zu­rück. Ich war schon sehr dar­auf ge­spannt, wel­che Über­ra­schun­gen mich er­war­ten wür­den: ver­trock­nete To­ma­ten, über­reifte Gur­ken, ver­wil­derte Beete. Das erste was ich tat, als wir an­ge­kom­men sind, war ein Rund­gang durch den Gar­ten. Da­bei ent­deckte ich viele schöne Blu­men, die ich im Früh­jahr aus­ge­säht habe. Auf den Be­ten ist das Ge­müse auch präch­tig ge­wach­sen. Un­glaub­lich, dass so­gar die Möh­ren ih­ren Weg ge­fun­den ha­ben, ein Sa­lat­kopf und eine kleine Erbse. Noch glück­li­cher machte mich der erste Blick in das kleine Gar­ten­häus­chen. Denn nun ent­deckte ich jede Menge grü­ner To­ma­ten und gro­ßer Gur­ken. Mein al­ler­ers­tes selbst an­ge­bau­tes Ge­müse. Herr­lich!