Die Zeit-Diebe

»Warum se­hen die grauen Her­ren ei­gent­lich so grau aus?« wollte Momo von Meis­ter Hora wis­sen.
»Weil sie von et­was To­tem ihr Da­sein fris­ten«, ant­wor­tete Meis­ter Hora. »Du weisst ja, dass sie von der Le­bens­zeit der Men­schen exis­tie­ren. Aber diese Zeit stirbt buch­stäb­lich, wenn sie von ih­rem wah­ren Ei­gen­tü­mer los­ge­ris­sen wird. Denn je­der Mensch hat seine Zeit. Und nur so lang sie wirk­lich die seine ist, bleibt sie le­ben­dig.«
»Dann sind die grauen Her­ren also gar keine Men­schen?«
»Nein, sie ha­ben nur Men­schen­ge­stalt an­ge­nom­men.«
»Aber was sind sie dann?«
»In Wirk­lich­keit sind sie nichts.«
»Und wo kom­men sie her?«
»Sie ent­ste­hen, weil die Men­schen ih­nen die Mög­lich­keit ge­ben, zu ent­ste­hen. Das ge­nügt schon, da­mit es ge­schieht.
Und nun ge­ben ih­nen die Men­schen auch noch die Mög­lich­keit, sie zu be­herr­schen. Und auch das ge­nügt, da­mit es ge­sche­hen kann.«
»Und wenn Sie keine Zeit mehr steh­len könn­ten?«
»Dann müss­ten sie ins Nichts zu­rück, aus dem sie ge­kom­men sind.«
Meis­ter Hora nahm Momo die Brille ab und steckte sie ein.
                                                                         Momo, Mi­chael Ende

Eine Botschaft für das Sternchen

Hel­ler­schlucht

 Wag es und die Welt ist dein!
Eine neue Welt ge­stalte,
wenn in Trüm­mern liegt die alte
ohne Trost und Hoff­nungs­schein!
Rege dich und schalte und walte!
Neue Le­bens­kraft ent­falte!
Wag es, frei und froh zu sein!
Lerne dul­den und er­tra­gen!
Lern im Un­glück nicht ver­za­gen!
Wag es, frei und froh zu sein!
Auch in den trübs­ten Ta­gen
ist ein Glück noch zu er­ja­gen:
Wag es- und die Welt ist dein!

Au­gust Hein­rich Hoff­mann von Fal­lers­le­ben