Der Storch von nebenan

Zur Tag­und­nacht­glei­che, ha­ben wir im Dorf von ne­benan end­lich wie­der un­se­ren Weiß­storch ›Ade­bar‹ ge­sich­tet. Er ist ei­ner der Klap­per­stör­che aus un­se­rer Um­ge­bung, den man schon sehr früh im Jahr be­grü­ßen kann. Der be­ringte, treue Nach­bar, fliegt zum Über­win­tern näm­lich nicht so weit, wie die an­de­ren sei­ner Art. Statt in Afrika, ver­bringt ›Ade­bar‹ seine Win­ter lie­ber in Spa­nien. Wahr­schein­lich, um wie­der schnell in sei­nem ge­lieb­ten Meck­len­burg zu sein. Nun war­tet der schöne Storch sehn­lichst auf seine Art­ge­nos­si­nen, um mit ih­nen im Som­mer zu klap­pern und schöne Tage auf der Wiese, im Nest oder in den Lüf­ten zu ver­brin­gen.

Kraniche in unserem Garten

Seit ei­ni­gen Ta­gen sam­meln sich die Kra­ni­che wie­der um in ihre süd­li­chen Win­ter­quar­tiere zu flie­gen. Schon seit Ta­gen hö­ren wir von über­all her ihre trom­pe­ten­ar­tige Rufe. Heute Mor­gen konn­ten wir et­was ganz Be­son­de­res er­le­ben. Di­rekt vor un­se­rem Haus sa­hen wir, wie Hun­derte von ih­nen auf den Fel­dern stan­den. Wir konn­ten aus un­se­rem Gar­ten Kra­ni­che be­ob­ach­ten. Wir wa­ren fas­zi­niert von die­sem ge­ball­ten Glück, wel­ches uns um­gab.

Plötz­lich hör­ten wir noch mehr Rufe über un­se­ren Köp­fen. Da kreis­ten noch wei­tere Kra­ni­che über uns. Wir stan­den ver­steckt un­ter den Ha­sel­nuss­bäu­men, so dass sich die Vö­gel un­be­ob­ach­tet fühl­ten und sich zu ih­ren Art­ge­nos­sen auf dem Feld ge­sell­ten.  So ka­men sie uns ganz nah und wir konn­ten sie ganz in Ruhe be­ob­ach­ten. Am Him­mel konn­ten wir noch mehr Kra­ni­che ent­de­cken und aus der Ferne hör­ten wir das Trom­pe­ten von de­nen, die sich auf den be­nach­bar­ten Fel­dern nie­der­ge­las­sen hat­ten.

Wir ver­such­ten sie zu zäh­len. Es müs­sen un­ge­fähr 1000 Vö­gel ge­we­sen sein, die die­sen Ort aus­ge­sucht hat­ten, um sich fried­lich und un­ge­stört auf ih­ren lan­gen Weg vor­zu­be­rei­ten. Das war für mich ein Zei­chen da­für, dass auch wir hier rich­tig sind.

Die Vögel des Glücks

Je­den Mor­gen, Mit­tag, Abend höre ich wie­der trom­pe­ten­ar­tige Rufe aus der Ferne und über­all auf den Fel­dern ent­de­cke ich große, graue Vö­gel. Sie schrei­ten vol­ler Stolz auf den Äckern und Su­chen nach Nah­rung. Beim schö­nen Wet­ter hört man diese Laute ir­gendwo ganz oben und dann ent­deckt man am Him­mel keil­för­mige For­ma­tio­nen, wie sie der Sonne ent­ge­gen se­geln.

Der Kra­nich, er ist wie­der da! Er kehrt lang­sam in den Nor­den zu­rück und mit ihm kommt die Hoff­nung auf son­nige, warme Tage. Seine Schön­heit und seine Ge­las­sen­heit fas­zi­niert mich und ge­nauso musste es vor Jahr­tau­sen­den ge­we­sen sein. Denn schon da­mals, bei den Men­schen in frü­he­ren Zei­ten, wurde er als Bote des Lichts und des Früh­lings be­zeich­net und stand als Sym­bol für Wach­sam­keit und Klug­heit. Der Vo­gel des Glücks!!! Ich wollte ihn un­be­dingt aus der Nähe be­trach­ten. Doch bei sei­ner auf­merk­sa­men Art, ist es kaum mög­lich ihm nahe zu kom­men. Trotz­dem mach­ten wir uns an ei­nem schö­nen Tag auf die Su­che nach dem fried­li­chen Vo­gel.

Ich hatte große Hoff­nung. Schließ­lich kenne ich in­zwi­schen seine Stand­orte, denn er kehrt je­des Jahr an den glei­chen Ort zu­rück. Wir gin­gen also den Ru­fen nach. Ihr Echo hallte durch den gan­zen Wald. Je lau­ter die hel­len Rufe wur­den, desto vor­sich­ti­ger wur­den wir. Am Wald­rand, zwi­schen den Fel­dern stand plötz­lich ein Pär­chen vor uns. Wir er­starr­ten. Siehe da! End­lich konnte ich so­gar die ro­ten Fe­dern an sei­nem Schna­bel er­ken­nen. Sie be­merk­ten uns trotz un­se­rer bei­na­hen Be­we­gungs­lo­sig­keit. Mit gro­ßen Schrit­ten ent­fern­ten sie sich von uns. Dann spann­ten sie ihre gro­ßen Flü­gel und flo­gen über un­se­ren Köp­fen hin­weg. So ein Glück!