Das Feuer

Hörst du, wie die Flam­men flüs­tern,
kni­cken, kna­cken, kra­chen, knis­tern,
wie das Feuer raucht und saust,
bro­delt brut­zelt, brennt und braust?

Siehst du wie die Flam­men le­cken,
zün­geln und die Zunge ble­cken,
wie das Feuer tanzt und zuckt,
tro­ckene Höl­zer schlingt und schluckt?

Riechst du, wie die Flam­men rau­chen,
brenz­lig, brutz­lig, bran­dig schmau­chen,
wie das Feuer rot und schwarz,
duf­tet, schmeckt nach Pech und Harz?

 Fühlst du, wie die  Flam­men schwär­men,
Glut aus­hau­chen, woh­lig wär­men,
wie das Feuer,  flack­rig-wild,
dich in warme Wel­len hüllt?

Hörst du, wie es lei­ser knackt?
Siehst du, wie es mat­ter flackt?
Riechst du, wie sich der Rauch ver­zieht?
Fühlst du, wie die Wärme flieht?

 Klei­ner wird der Feu­er­braus:
Ein letz­tes Knis­tern,
ein fei­nes Flüs­tern,
ein schwa­ches Zün­geln,
ein dün­nes Rin­geln,
-aus.

Ja­mes Krüss

 

Anemonen

Sie sprie­ßen licht aus Wal­des­nacht,
Ohne rei­chen Duft, ohne Far­ben­pracht,
Un­ter den gro­ßen, al­ten Bäu­men,
Über das Moos wie flu­tend Träu­men:
Wann der Wind vor­über streicht,
Nei­gen sie ihre Köpf­chen leicht,
Aber wo die Sonne licht
Durch die Blät­ter­kro­nen bricht,
Sau­gen sie all das gol­dige Schei­nen
Sehn­suchts­voll in den Kelch, den klei­nen.
So blü­hen sie scheu, ohne Glanz und Pracht:
Die lich­ten Kin­der der Wal­des­nacht.

The­rese Dahn

Teddys letzte Weisheit

Er ist von uns ge­gan­gen. Ich kann ihn nicht mehr se­hen. Ich kann ihn nicht mehr rie­chen. Ich kann ihn nicht mehr strei­cheln. Er ist ein­fach von uns ge­gan­gen. Was bleibt ist die Er­in­ne­rung an die täg­li­che Be­grü­ßung, an den täg­li­chen Spa­zier­gang und an die vie­len ge­mein­sa­men Er­leb­nisse. Die letz­ten drei Jahre hat mich Teddy durch mein Le­ben be­glei­tet. Er war auch mein Hund. Er be­schützte mich, gab mir ein Stück Si­cher­heit. In sei­nem Blick steckte viel Weis­heit und seine lie­be­volle, ru­hige und ent­spannte Art lehrte mich, Vie­les leich­ter zu neh­men. Ich konnte Teddy im­mer um­ar­men, wenn ich es brauchte. Das fehlt mir.

Doch Teddy ließ uns nicht al­lein. Mit sei­nen 13 Jah­ren sorgte er noch für Nach­wuchs. Be­wusst oder un­be­wusst sprang er an ei­nem Abend im Früh­jahr über den Zaun und traf sich, zu­nächst ganz heim­lich, mit Lilly, ei­ner Hün­din aus dem Dorf. An­fang Mai be­ka­men wir dann die über­ra­schende Nach­richt, dass Lilly 10 Wel­pen zur Welt ge­bracht hatte. Wir schau­ten uns die Be­sche­rung an und ei­ner der klei­nen Ra­cker fiel uns so­fort auf. Er schaute uns mit sei­nem neu­gie­ri­gen Blick an und ir­gend­wie war uns al­len klar, der ge­hört zu uns. Mitt­ler­weile hört er auf den Na­men Taro und ent­deckt seine Um­ge­bung, be­son­ders den Gar­ten und den nahe ge­le­ge­nen Wald. Mit sei­ner ju­gend­li­chen und über­mu­ti­gen Art macht er uns alle ver­rückt. Als Taro sein Bein­chen he­ben und auf dem Hof wie ein Gro­ßer bel­len konnte, wurde Teddy ganz plötz­lich krank. Viel­leicht hatte er ja ge­nau dar­auf ge­war­tet? Uns blieb keine Zeit lange nach­zu­den­ken. Ted­dys Zu­stand war zu schlecht. Es fiel uns sehr schwer, aber wir muss­ten so­fort eine Ent­schei­dung tref­fen. In un­se­ren Ar­men schnaufte er ein letz­tes Mal, dann ging er. Wir lie­ßen los und schick­ten ihn auf seine letzte Reise. Teddy hatte bei uns ein schö­nes Le­ben und wir wer­den die Er­in­ne­run­gen an ihn für im­mer im Her­zen tra­gen. Sei­nem Soh­ne­mann ver­erbte er die un­end­li­che Ge­las­sen­heit und so ist Teddy im­mer noch bei uns.

Der Tod ist schwer, manch­mal nicht zu be­grei­fen, doch er ge­hört dazu. Wir trau­ern, hal­ten die Wärme und Liebe in uns. Das Le­ben geht wei­ter. Danke für die­ses Wun­der.

Das geheime Wort

»Wenn nicht mehr Wachs­tum und das Geld
sind der Schlüs­sel un­se­rer klei­nen Welt,
Wenn die, die lie­ben und sich ach­ten
aus al­lem Schlech­ten Gu­tes ma­chen,
Wenn Hilfe nicht nur lee­res Wort
und Freund­schaft herrscht an je­dem Ort,
Wenn Frie­den auf der Erde siegt
und je­der sei­nen nächs­ten liebt.
Das Schwere sich zum Leich­ten wan­delt
und je­der Mensch be­son­nen han­delt,
Dann flie­gen von mei­nem ge­hei­men Wort
alle Ängste und Zwei­fel fort.«

Stella Zoe Fiege