Baumweisheit
»Die größten Menschen sind jene,
die anderen Hoffnung geben können.«
Jean Jaurés
»Die größten Menschen sind jene,
die anderen Hoffnung geben können.«
Jean Jaurés
Während unserer Spaziergänge mit dem Hund entdecken wir immer wieder Müll am Rand unserer wenig befahrenen Dorfstraße. Regelmäßig sammeln wir Bonbonpapier, leere Verpackungen, Kaffeebecher, Flaschen und Dosen auf und entsorgen sie in unserer Mülltonne. Scheinbar werden diese Dinge ohne darüber nachzudenken aus dem Autofenster geworfen und verschandeln so unser Dorf.
Die Achtung vor der Natur und das Bewusstsein für unsere Umwelt trage ich schon seit meiner Kindheit in mir. Deshalb macht es mich immer wieder wütend und traurig, dass sich Menschen so gedankenlos verhalten. Jeder aufgeklärte Mensch sollte doch inzwischen wissen, welche schlimmen Folgen der unachtsame Umgang mit unserem Müll hat. Ist es wirklich Dummheit oder nur Gleichgültigkeit?
In den Medien und in der Politik wird das Thema Müll zur Zeit ausgiebig behandelt und diskutiert, so dass sich viele Leute mit der Problematik beschäftigen und ein Umdenken stattfindet. Bewusst Einkaufen, um Verpackungsmüll zu vermeiden fühlt sich gut an. Mittlerweile ist unsere Mülltonne nur noch halb voll und da geht bestimmt noch mehr. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen und vor allem Industrie und Handel lernen, Verantwortung zu übernehmen und Müll zu vermeiden.
Ich denke, wir sollten dringend darüber nachdenken, wie wir miteinander umgehen. Denn schon lange fällt mir auf, dass viele Menschen die Wertschätzung gegenüber dem Anderen verloren haben. Das beobachte ich auf der Straße, an der Kasse oder im Kino. Ganz besonders aber dann, wenn unzufriedene Mitbürger ihre miese Laune verbreiten und um jeden Preis und ohne nachzudenken ihr Recht durchsetzen wollen. Worte wie: »Kann ich ihnen behilflich sein?«, »Geht es Ihnen gut?«, »Du siehst heute ganz toll aus!«, »Danke«, »Bitte« oder »Entschludigung« sind für sie Fremdwörter. Etwas Gutes für andere zu tun, würde ihnen gar nicht in den Sinn kommen. Ihre Tage beginnen und enden mit Forderungen, Vorwürfen und Groll. Konkurrenz, Macht und Wichtigtuerei haben das Gute im Menschen verdrängt. Was heute zählt, sind Superlative: Wer ist der Erste, der Beste, der Schnellste oder der Schönste?! Alles nur zum eigenen Vorteil. Das merke ich im kleinen Kreis, man kann es auch auf der ganzen Welt beobachten, überall verbreitet sich maßlose Rücksichtlosigkeit. Und dann bekriegen sie sich. Auf dem Parkplatz, vor dem Gericht oder auf dem Schlachtfeld. Innere Werte sind verschüttet und der rücksichtsvolle Umgang miteinander verkümmert immer mehr.
Warum erkennen diese Menschen nicht, dass es ihnen und uns allen schadet? Sind wir uns so wenig wert? Dabei ist es doch so einfach umzukehren. Gehe ich mit einem Lächeln durch die Welt, komme ich gut gelaunt zur Arbeit, begegne ich auf der Straße offenherzig meinen Mitmenschen, lächeln sie plötzlich zurück und ein positives Gefühl verbreitet sich. Dabei genügt ein liebes Wort, ein kleines Lächeln oder eine nette Geste, die von einem zum anderen weiter gegeben wird und so eine Kettenreaktion auslöst. Wer Freundlichkeit schenkt, bekommt sie auch zurück. Es ist großartig. Es ist so einfach!
Immer wieder treffe ich auf liebe Menschen, die höflich und zuvorkommend sind. Sie zeigen Mitgefühl, hören zu, erzählen von interessanten Dingen und wir tauschen Gedanken über die Welt und das Leben aus. Es ist wunderbar, mit ihnen zusammen zu sein. Wir freuen uns über die kleinen Dinge und die Zeit, die wir gemeinsam verbringen. Diese Momente machen das Leben doch erst lebenswert und könnten gern eine Ewigkeit dauern.
Deshalb schlage ich vor, wir verabreden uns zu einer Woche der Freundlichkeit. Wir starten einfach einen Versuch und probieren es. Und wenn es schwieriger wird, weil der andere nicht wie erhofft reagiert, bleiben wir trotzdem stark, erinnern uns und halten an unserem Vorhaben fest, nämlich ruhig und freundlich zu bleiben, der Welt und den Menschen mit einem Lächeln, einer netten Geste oder einem lieben Wort zu begegnen. Ich möchte gerne wissen, was dann passiert. Wird alles leichter und schöner? Wie reagieren eure Mitmenschen? Hat sich etwas verändert?
In unserem Garten wachsen an vielen Stellen gelbe und orange Ringelblumen. Bienen und andere Insekten kosten gerne von dem Nektar dieser schönen Heilpflanze. Für uns Menschen wirkt sie als Wundheilmittel gegen Verletzungen, Vergiftungen und Krebserkrankungen. Ein Tee aus getrockneten Blüten hilft bei regelmäßiger Einnahme gegen Frauenprobleme.
Wieviel Schönes ist auf Erden
Unscheinbar verstreut;
Möcht ich immer mehr des inne werden;
Wieviel Schönheit, die den Taglärm scheut,
In bescheidnen alt und jungen Herzen!
Ist es auch ein Duft von Blumen nur,
Macht es holder doch der Erde Flur,
Wie ein Lächeln unter vielen Schmerzen.
Christian Morgenstern