Woran man einen echten Gärtner erkennt

»Jetzt will ich noch ver­ra­ten, woran man ei­nen wirk­li­chen Gärt­ner er­kennt. »Sie müs­sen mich be­su­chen«, sagt er, »ich muß Ih­nen mei­nen Gar­ten zei­gen.« Kommt man also hin, um ihm Freude zu ma­chen, so fin­det man sein Hin­ter­teil ir­gendwo zwi­schen den Pe­ren­nen em­por­ra­gen. »Ich komme gleich«, sagt er über die Schul­ter hin­weg, »ich setze nur das hier um.« »Las­sen Sie sich nicht stö­ren«, er­wi­dert man ihm freund­lich. Nach ei­ni­ger Zeit ist das Zeug wahr­schein­lich schon um­ge­setzt; kurzum, er er­hebt sich, macht ei­nem die Hand schmut­zig und sagt, vor Gast­freund­schaft strah­lend: »Also kom­men Sie, schauen Sie sich ihn an; es ist zwar nur ein klei­ner Gar­ten, aber – ei­nen Au­gen­blick«, sagt er und bückt sich zu ei­nem Beet nie­der, um ei­nige Grä­ser aus­zu­jä­ten. »Also kom­men Sie. Ich zeige Ih­nen eine Di­an­thus Musa­lae, da wer­den Sie Au­gen ma­chen. Herr­gott, hier habe ich ver­ges­sen auf­zu­lo­ckern«, sagt er und be­ginnt in der Erde her­um­zu­sto­chern. Nach ei­ner Vier­tel­stunde rich­tet er sich wie­der auf und meint: »Rich­tig, ich wollte Ih­nen ja die Glo­cken­blume, Cam­pa­nula Wil­so­nae zei­gen. Das ist die schönste Glo­cken­blume, die – war­ten Sie, ich muß den Rit­ter­sporn da an­bin­den.« So­bald er ihn an­ge­bun­den hat, er­in­nert er sich: »Ach ja, Sie woll­ten den Rei­her­schna­bel se­hen. Ei­nen Au­gen­blick«, brummt er, »ich will nur diese As­ter hier um­set­zen; sie hat zu we­nig Platz.« Wor­auf man auf den Fuß­spit­zen da­von­schleicht und das Hin­ter­teil des Gärt­ners zwi­schen den Pe­ren­nen em­por­ra­gen läßt

Und so­bald er ei­nem wie­der be­geg­net, sagt er: »Sie müs­sen mich be­su­chen kom­men; bei mir blüht eine Rose, so et­was ha­ben Sie noch nicht ge­se­hen. Also Sie kom­men? Aber be­stimmt.«

Nun gut: be­su­chen wir ihn, um zu se­hen, wie das Jahr ver­geht.«

Ka­rel Capek, Das Jahr des Gärt­ners

Aus dem Winterschlaf erwacht

In den letz­ten Wo­chen habe ich un­se­ren wun­der­schö­nen Gar­ten ganz sanft aus sei­nem Win­ter­schlaf ge­weckt. Er be­rei­tet mir so viel Freude, dass ich dort jede freie Mi­nute ver­bringe. Im Win­ter habe ich die Zeit für die Pla­nung ge­nutzt und nun ver­su­che ich das Prin­zip der Misch­kul­tur aus­zu­pro­bie­ren. Ich bin sehr neu­gie­rig dar­auf, wie die Pflan­zen und das Ge­müse in die­sem Jahr sprie­ßen. Das Beet ist nun vor­be­rei­tet, die Zwie­beln ge­steckt und die ers­ten Spi­nat­blät­ter sind schon zu se­hen. Bei mei­nem Rund­gang ent­de­cke ich, dass der Schnitt­lauch ganz präch­tig wächst und auch der Rha­bar­ber seine ers­ten Blät­ter zeigt. Da freue ich mich schon auf eine köst­li­che Rha­bar­ber­torte. Auf der an­de­ren Seite des Gar­tens wach­sen über­all schöne Veil­chen und auch die Stock­rose lässt sich wie­der bli­cken. Doch der beste Mit­ar­bei­ter ist im­mer wie­der der Teddy. Er zeigt sich von sei­ner schöns­ten Seite und war­tet ganz ent­spannt bis ich mit der Ar­beit fer­tig bin, da­mit ich ihn ganz aus­gie­big krau­len kann.

Mein zweites Gartenjahr beginnt

End­lich wird es wie­der wär­mer und ich kann un­be­schwert im Gar­ten sein. Es ist ein­fach herr­lich. In die­sem Jahr ist es mir tat­säch­lich ge­lun­gen die Sa­men recht­zei­tig vor­zu­züch­ten. Die ers­ten Keim­linge stre­cken schon ihre Köpf­chen her­aus und sind be­reit zum Raus­pflan­zen. Doch da­für müs­sen wir uns alle noch et­was ge­dul­den, aber ich bin schon sehr dar­auf ge­spannt, wie das al­les in die­sem Jahr wächst und ge­deiht.