Dieselbe Richtung
„Liebe besteht nicht darin, dass man einander anschaut,
sondern dass man gemeinsam in dieselbe Richtung blickt.“
Antoine de Saint-Exupery
„Liebe besteht nicht darin, dass man einander anschaut,
sondern dass man gemeinsam in dieselbe Richtung blickt.“
Antoine de Saint-Exupery
Der heutige Morgen winkte mir ganz freundlich mit einem wundervollen Sonnenaufgang zu. Ganz langsam erhob sich die Sonne und befreite die Felder von ihrem Schatten. Der wolkenlose Himmel strahlte in seinem schönsten Blau. Auf dem Feld hinterm Haus grasten ein paar Rehe. Dieser Einladung wollte ich folgen. Doch dieses Mal sollte Kalle auch mit. Wie so oft, wenn wir gemeinsam unterwegs sind, erleben wir lauter Überraschungen und entdecken ganz spontan Neues an alten Orten und Unbekanntes an bekannten Stellen. Also fuhren wir direkt nach dem Frühstück los. Teddy im Kofferraum. Wir beide vorne.
Der naheliegende See bot sich perfekt an, um dort einen kleinen Rundgang zu machen. Teddy durfte frei los und so beschnupperte er aufgeregt jeden Baum und jeden Stein. Wir genossen die frische Luft. Der See war noch an einigen Stellen eingefroren. Zum ersten Mal konnte ich erleben, wie das Wasser gemeinsam mit dem Eis ein Konzert veranstaltete. Vielfältige Klänge der aufeinander klirrenden Eisschollen ertönten um uns herum. Einige kleine Eisbröckchen begannen auf dem Eis zu tanzen und ließen sich von dem Wind treiben.
Wir gingen weiter und lauschten der musikalischen Darbietung. Die blanken Äste der Bäume schwiegen. Doch einige Meisen tönten in das Konzert mit ein. Es fühlte sich so an, als ob der See die Natur wecken wolle. Plötzlich eröffnete sich vor uns eine Erhebung. Eine Lehrtafel wies uns auf den Ort ein: Wolfsschlucht. Oh weier! Der Ort galt als ausgesprochene Spukstätte und der Hang entstand während der Eiszeit. Hier war die Endmoräne. Der See wollte uns also das mitteilen. Voller Spannung kletterten wir den Hang herauf, mit der Hoffnung auf weitere Entdeckungen. Vielleicht spukt es hier wirklich! Doch mehr als einige Wildschweinspuren konnten wir nicht entdecken. Dafür hatten wir eine wundervolle Aussicht. Immerhin ist es hier bis 30 m über den Meeresspiegel.
Wir kletterten runter und machten uns auf den Rückweg. Schließlich wurde aus dem kurzen Spaziergang doch wieder ein längerer Ausflug. Unsere Mägen knurrten langsam vor Hunger. Teddy durstete es auch. Er traute sich auf den vereiste See, um etwas Wasser zu schlecken. Plötzlich, wie aus Geisteshand, erschienen vor uns zwei Gesichter: De Fischkopp un sun Fru. Sie wuchsen aus dem Boden heraus. Hier spukte es doch! Oder war es doch nur ein Hinweis auf diesen sonderbaren Ort?
Die warmen Sonnenstrahlen kitzelten mich heute morgen ganz leicht an meiner Nasenspitze. Langsam öffnete ich meine Augen und mein Blick richtete sich sofort zu meinem Fenster. Auch heute morgen erblickte ich wieder diese wundervolle Landschaft, die mich jeden morgen begrüßt. Die herrliche Weite führt ins Unendliche und ich erhasche vom Weiten die riesigen Kronen der drei alten Bäume.
Das ist meine Freiheit, mein Traum, meine Liebe.
Ich lausche der Stille. Das Thermometer zeigt auf 0°C. Es ist noch Winter. Doch die Natur bewegt sich. Die Vögel zwitschern leise und die Sonne lädt mich zu einem herrlichen Spaziergang ein. So packe ich mich warm ein und stecke die Hundeleine ein. Der beste Hund aller Zeiten wartet schon wedelnd auf mich. Voller Ungeduld lechtz er nach seiner Leine. Ich stecke sie ihm ins Maul und so begleitet er mich.
Vor der Haustür entdecke ich tatsächlich die ersten Spitzen eines Schneeglöckchens!!! Wundervoll!!! Ich bin gespannt, was wir heute noch so alles entdecken!
Der Waldeingang liegt ganz in der Nähe von unserem Haus. Wir durchqueren das kleine Dorf bis sich der Waldweg dahinter eröffnet. Die Felder am Waldrand leuchten heute in grüngelber Pracht. Die Sicht ist klar und deutlich, so dass ich weit über das nächste Dorf hinaus schauen kann. Zwischen den Felder spürt man die Schärfe der Winde und wenn man hier ganz kurz verweilt, nimmt man sogar die frische Brise der Ostsee wahr. Der Wald eröffnet sich vor uns und das leichte Knarren der Stämme ertönt.
Teddy und ich schreiten in den Wald hinein. Langsam und vorsichtig bewege ich mich auf dem vereisten Waldweg. Unter den Schuhsohlen knirscht der Schnee und so verraten mich meine Schritte. Aus der Ferne nimmt mich eine alte Krähe wahr. Ich versuche geräuschlos zu gehen. Doch das gelingt mir kaum, da ich nur auf dem Schnee sicher vor Glätte bin. Mit jedem Schritt knistert es weiter. Die Sonne scheint durch die kahlen Waldkronen. Das Feld am Waldrand ist vom Gras bewachsen. Teddy schreitet voran und hält hier und da mal an. Zwischendurch schaut er sich nach mir um. Wir machen unsere Runde.
Plötzlich ertönt ein Piepsen und ein Zwitschern. Ich bleibe stehen und erblicke oben in den Bäumen zwei kleine Buntspechte, wie sie wirbelnd vom Baum zu Baum umherfliegen. Neugierig tapse ich den tänzelnden Vögelchen hinterher. Wir verlassen den Waldweg. Diese Keck-Rufe der Buntspechte nehme ich zum ersten Mal wahr. Es ist ein schönes Schauspiel! Ein Blick auf dem Waldboden verrät mir, dass hier Wildschweine gewühlt haben. Überall lauter Löcher und Teddy außer Rand und Band. Es wird Zeit zu gehen. Wir durchqueren den Wald. Der Hund unwissend hinterher.
Vom Weiten erscheint uns der altbekannte Weg wieder. Ich gehe zielgerade darauf zu. Teddy weißt nun wohin und traut sich wieder vorauszulaufen. Wir schreiten auf dem Weg weiter. Zwischen den Bäumen liegt teilweise noch Schnee. Die Waldseen sind noch gefroren. Man könnte einen Schritt darauf wagen. Doch mehr als dies traue ich mich nicht. Hin und wieder hört man einen Specht hämmern, sonst Stille. Ich genieße diese Ruhe, fort von jeglicher Hektik, fort von jeglichem Lärm.
Hier finde ich mich wieder. Hier bin ich Mensch.